Wohlbehagen kann man essen
Übelkeit - ein gutes Zeichen
Für zwei von drei Frauen gehört Übelkeit zu den ersten Zeichen der Schwangerschaft. Woher diese
„Nebenwirkung" kommt, ist noch nicht endgültig geklärt. Heute vermutet man, dass das Schwanger schaftshormon HCG (Human Choriongondatropin, grob übersetzt: der Stoff, der für die Entwick lung der Plazenta zustän dig ist) in der Hauptsache für Übelkeit und Erbrechen verant wortlich ist.
Zudem ist erwiesen, dass bei schwangeren Frauen die Nahrung länger als sonst im Magen bleibt. So hat der Körper länger Zeit zu „ent scheiden", ob er sie annimmt oder verweigert. Der Verdauungsvorgang dauert länger, weil Progesteron, ein weiteres Schwangerschaftshormon, für „Ruhe im Bauch" sorgt. Die Muskeln in der Gebärmutter dürfen sich nur wenig regen, damit das Baby wachsen kann. Auch Magen und Darm werden träger, weil das Progesteron nicht ausschließlich im Uterus wirkt.
Ein hoher HCG-Spiegel und viel Progesteron machen der werdenden Mutter zwar zu schaffen, Sorge um das Ungeborene bedeutet das jedoch nicht. Übelkeit nimmt das Baby nicht übel! Viele Wissen schaftler sehen es sogar positiv: Frauen, denen in den ersten Wochen häufig schlecht ist, haben oft besonders stabile Schwanger schaften.
Sogar wenn Sie in der ersten Zeit erbrechen, brauchen Sie nicht zu befürchten, dass das Kind nicht mehr gut versorgt wird. Auch wenn Sie zunächst abnehmen, statt sich allmählich zu runden, besteht im Allgemeinen kein Anlass zur Sorge. Bei Übelkeit mag man nun einmal kaum etwas essen. Der Appetit kommt jedoch wieder. Spätestens nach der 16. Woche sind die Anfangsprobleme ausgestanden. Dann beginnt die schönste Zeit der Schwangerschaft.
ZUM ARZT, WENN NICHTS MEHR IM MAGEN BLEIBT
Höchstens fünf von tausend werdenden Müttern leiden unter einer besonders schweren Form der Schwangerschaftsübelkeit, dem unstillbaren Erbrechen. In der Fachsprache wird diese - glückli cherweise seltene - Störung Hyperemesis gravidarum genannt. Die betroffenen Frauen müssen sich mehrmals täglich übergeben und können keine Mahlzeit bei sich behalten. Wenn Mutter und Kind dabei in Gefahr geraten, muss der Arzt mit Infusionen helfen. Denn bei ständigem Erbrechen gehen zu viele Nährstoffe und zu viel Flüssig keit verloren.
Beruhigend: Werdende Mütter, denen in den ersten Wochen häufig schlecht ist, haben oft besonders stabile Schwangerschaften. |
MEHR ÜBELKEIT, WENN ES EIN MÄDCHEN WIRD? |
Frühstück im Bett - das dient der Entspannung und hilft gegen die morgendliche Übelkeit. |
WACKELIGE SEELE - FLAUER MAGEN
Neben den rein körperlichen Ursachen können auch seelische Gründe für die Übelkeit in den ersten Wochen verantwortlich sein. Ein Kind zu erwarten ist nun einmal ein großes Abenteuer. Natürlich freuen sich die werdenden Eltern auf das Baby - aber oft gemischt mit ängstlichen Gefühlen. Wenn Sie sich überlegen, dass oft schon weniger bedeutende Neuigkeiten ein flaues Gefühl im Magen auslösen können, dann verstehen Sie sich selbst sicher besser.
Viele Frauenärzte wissen aus ihrer Praxis, dass die Übelkeit sogar hilfreich ist. Sie sorgt dafür, dass werdende Mütter gerade in den ersten zwölf bis sechzehn Wochen viel Rücksicht auf sich nehmen. In dieser Zeit tut sich in der Embryonalentwicklung am meisten, aus der befruchteten Eizelle wächst ein ganzer, wenn auch noch winziger Mensch. Gerade ab der dritten Woche nach Einnistung der befruch teten Eizelle könnten Alkohol und Nikotin schlimme Folgen haben. Viele Schwangere können aber Hochprozentiges und Zigaretten kaum ohne Abscheu riechen. So lässt sich die Übelkeit fast als eine Art Frühwarnsystem bezeichnen, das das Ungeborene schützt.
TIPPS GEGEN ÜBELKEIT
► Das flaue Gefühl im Magen ist bei vielen Frauen morgens, gleich nach dem Aufwachen, am schlimmsten. Essen Sie am besten noch vor dem Aufstehen einen trockenen Keks oder ein Stück Brot oder Zwieback und trinken Sie dazu in kleinen Schlucken dünnen Pfefferminz- oder Ka millentee. Auch der Geschmack von Hagebutte oder Malve ist vielen werdenden Müttern ange nehm. Lassen Sie sich den Tee von Ihrem Partner ans Bett bringen oder stellen Sie sich abends eine Thermoskanne auf den Nachttisch.
► Bleiben Sie nach dem kleinen Morgenimbiss noch ein paar Minuten liegen. So hat der Blut zuckerspiegel Zeit, anzusteigen, und beim Aufstehen wird Ihnen nicht so »schwummrig«.
► Verzichten Sie auf Kaffee und schwarzen Tee, auch wenn die erste Morgenübelkeit schon vorbei ist. Beide Getränke reizen den Magen.
► Leichte Nahrungsmittel wie Obst und Gemüse, Rohkost und Milchprodukte tun dem wackeli gen Magen gut.
► Fettes Essen (z.B. Pommes frites) und stark gewürzte Speisen sollten Sie vermeiden.
► Kleine, über den Tag verteilte Imbisse sind für den Magen weniger belastend als die übli chen drei großen Mahlzeiten. Zwischendurch lässt sich der Magen auch gut mit einem trockenen Keks beruhigen.
► Kauen regt den Speichelfluss an, das dämpft die Übelkeit. Außer Kaugummi eignen sich dafür z.B. auch eine Haselnuss oder Kürbis kerne.
► Hefeflocken, in Suppen, Saucen oder Eintöpfe gerührt, helfen bei einem möglichen Vitamin-Bö- Mangel, der die Übelkeit noch verstärken kann.
Wenn Sie trotz aller Beruhi gungsversuche doch erbrechen müssen: Gleichen Sie den Flüssig keitsverlust mit Wasser oder Früch tetee aus. Oder mit Obst- oder Gemüsesäften, wenn Sie darauf wieder Lust haben. Gut tut übri gens auch eine mild gesalzene Bouillon.
Ungewöhnliche Leckereien sind erlaubt, solange der Speisezettel insgesamt ausgewogen bleibt. |
Schon nach dem Aufwachen ein flaues Gefühl im Magen? Kauen Sie noch vor dem Aufstehen ein Stück Brot oder Zwieback -das hilft! |
UNGEWÖHNLICHE GELÜSTE - NACH GEBEN ERLAUBT!
Einfach zum Schmun zeln: Ein werdender Vater sucht sonntags im Bahn hofsladen oder im Tank stellen-Shop für seine Frau nach sauren Gurken, weil in den eigenen vier Wänden keine mehr zu finden sind. Etwa jede zehnte Schwangere kennt solche geradezu unaufschiebbaren Gelüste. Die eine sehnt sich nach Heringssa lat und Vanilleeis, die andere nach eingelegter Paprika und Kokosma kronen.
Für die große Lust auf Saures gibt es eine relativ einfache Erklä rung: In der Schwangerschaft schmeckt der Speichel süßer als sonst. Die werdende Mutter braucht also beispielsweise eine saure Gurke zum Neutralisieren. Und was ist mit den anderen Gelüsten, z.B. der seltsamen Kombination von Süß und Sauer? Dafür gibt es keine wissenschaftlich haltbaren Gründe.
Aber: Solange Sie das veränderte Geschmacksempfinden nicht zu einem insgesamt unausgewogenen Speisezettel verleitet, dürfen Sie ruhig nachgeben. Saure Gurken sind sogar ein gesunder, kalorienar mer Snack für zwischendurch. Wenn es danach etwas Süßes sein muss: Lassen Sie zum Beispiel das Stück Schokolade ganz langsam im Mund zergehen oder legen Sie sich drei abgezählte Gummibärchen zurecht, die Sie mit viel Zeit genießen. Übermäßig gerät der Genuss nur, wenn man ganz schnell etwas in sich hineinstopft.
Lassen Sie eine Praline ganz langsam im Mund zergehen... |