Schwangerschaft ohne Probleme

Der Weg zur sanften Geburt

Die letzte Durststrecke

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Willkommen, Gast · RSS 19.03.2024, 09:03


Die letzte Durststrecke

Ehrlich gesagt habe ich noch nie eine Frau getroffen, die einen Monat vor ihrem errechneten Entbindungstermin noch nicht bereit gewesen wäre, diesen Schwangerschaftsmarathon zu beenden. (Außer meiner Freundin Mindy, die aufgrund ihres Nestbautriebs gerade ihr Haus renovieren ließ und nicht einmal wusste, ob bis zu ihrem Entbindungstermin schon der Fußboden gelegt sein würde.) Ganz gleich, wie enthusiastisch man den acht (neun) Monaten entgegengesehen hat - irgendwann wird es auch der Geduldigsten zu viel. Und wer wollte einem das verübeln? Das Atmen fällt schwer, selbst die größten Klamotten sind zu eng, nachts kriegt man kein Auge mehr zu, man leidet an chronischem Sodbrennen und Blähungen und ist sich völlig im Klaren darüber, dass dieses Baby irgendwie, irgendwann auf die Welt kommen muss - und zwar bald! Meistens ist man sich zu diesem Zeitpunkt allerdings auch bewusst, dass es einfacher ist, für ein Baby zu sorgen, das noch im Bauch ist, als für eines, das schon auf der Welt ist.

Jetzt gibt es auch nicht mehr viel zu tun. Deine Freunde hast du alle noch einmal gesehen, der Geburtsvorbereitungskurs liegt hinter dir, die Geschenke fürs Baby sind verstaut, und im Kinderzimmer ist alles bestens organisiert - das Baby muss nur noch kommen. Wenn du außer Haus gearbeitet hast, bist du wahrscheinlich schon im Mutterschutz oder wirst ihn in Kürze antreten. Auf einmal hast du jede Menge Zeit, in der deine Stimmung zwischen Langeweile, Aufregung und Furcht hin- und herschwankt. In dieser angespannten Situation musst du dir dann auch noch ständig die gut gemeinten Kommentare der anderen anhören: »Mensch, du hast ja einen riesigen Bauch bekommen! Wann ist es denn so weit?« Und jede Woche, wenn du zur Maniküre gehst oder deine Einkäufe erledigst, wird man dich fragen: »Ist es etwa immer noch nicht da?« Mutter und Schwiegermutter werden dich täglich anrufen, weil sie angeblich ein bisschen mit dir plaudern möchten, wollen aber eigentlich nur wissen, ob die Wehen bereits eingesetzt haben und du ihnen nicht Bescheid gesagt hast. Vielleicht solltest du ihnen erzählen, dass selten etwas passiert, wenn man es erzwingen will. In diesem Kapitel geht es um die körperlichen und emotionalen Veränderungen, auf die du dich einstellen musst, um den letzten Monat der Schwangerschaft gut zu überstehen. Wenn es dir so vorkommt, als ob diese Zeit überhaupt kein Ende nähme, dann blättere zum nächsten Kapitel, und du wirst sehen, dass du es bald geschafft hast: Es handelt nämlich vom Aufbruch ins Krankenhaus.

»Ich bekomme keine Luft mehr!«

Wenn du unter einem Meter fünfundsiebzig bist und ein durchschnittlich großes Baby erwartest, wirst du es schwierig, wenn nicht gar unmöglich finden, tief Luft zu holen. Die Plazenta - das Zellgebilde, in dem dein Baby lebt - dehnt sich nach oben aus und drückt schließlich auf Zwerchfell und Lungen. Da sich in dieser Phase die meisten Babys bereits in der Startposition befinden, kommen einem hauptsächlich Po und Füße in die Quere. Vielleicht haltet ihr mich für verrückt, aber diese Atembeschwerden hatten für mich etwas Beunruhigendes. Da ich sowieso etwas zur Klaustrophobie neige, hat mir dieses leichte Erstickungsgefühl fast den letzten Nerv geraubt. Um mehr Raum für mich und das Baby zu schaffen, stellte ich mich dann so aufrecht wie möglich hin, verschränkte meine Arme unter der Brust und streckte sie nach oben. In diesem Stadium der Schwangerschaft ist es erleichternd, sich mit Händen und Knien auf den Boden zu begeben, weil das Baby in dieser Position durch sein eigenes Gewicht nach unten gezogen wird und das Rückgrat und die Organe entlastet werden. Möglicherweise wird dir diese Stellung sogar so gut tun, dass du am liebsten den Rest deiner Schwangerschaft im Vierfüßlerstand verbringen würdest. Probier sie ruhig auch während der Wehen aus.

Natürlich gerät man gegen Ende der Schwangerschaft auch deshalb so leicht außer Puste, weil man fünfzehn bis zwanzig Kilos zusätzlich mit sich herumzuschleppen hat. Eine weitere, typische Schwangerschaftserscheinung, die die Atembeschwerden noch verschlimmern kann, ist die so genannte »Schwangerschaftsrhinitis« - auf gut Deutsch: eine ständig verstopfte Nase. Da die Nasenhöhle mit derselben weichen Membran ausgekleidet ist wie die Vagina, ist sie meist genauso geschwollen. Aber während geschwollene Vaginawände und Schamlippen die sexuelle Erregung fördern, hat man von geschwollenen Nasennebenhöhlen nur Atembeschwerden und keinen Spaß. Verwunderlich ist an diesem ärgerlichen Zustand, dass er fast im selben Moment verschwunden ist, in dem das Baby geboren wird. Bis dahin kannst du außer Schnäuzen nicht viel dagegen tun.

»Ich kann nichts mehr essen!«

Das ist an sich kein großes Problem, sollte aber doch erwähnt werden. Das Baby verdrängt nicht nur Lunge und Zwerchfell aus ihrer eigentlichen Position, sondern drückt auch auf deinen Magen. Bei jeder Mahlzeit kriegst du nur noch ein paar Bissen herunter, weil einfach nicht mehr so viel Platz ist. Das ist dir wahrscheinlich sogar ganz recht, aber freu dich nicht zu früh, du verlierst dadurch kaum an Gewicht, weil du zwar bei jeder Mahlzeit weniger, dafür aber umso öfter isst. Was sollte man auch sonst tun? Einige meiner Freundinnen haben berichtet, dass sie gegen Ende tatsächlich ein paar Pfund abgenommen haben (natürlich noch vor dem Einsetzen der Wehen), aber auch dann meist nicht über den ganzen letzten Monat hinweg.

Häufig treten nun auch Verdauungsstörungen auf, die dir den Appetit auf die üppigen Mahlzeiten verderben, die so typisch für das zweite Schwangerschaftsdrittel sind. Die weniger Glücklichen unter uns haben schon die meiste Zeit ihrer Schwangerschaft unter Sodbrennen und knurrendem Magen gelitten, doch gegen Ende verstärken sich diese Beschwerden meist noch. Der Po des Babys drückt dann so stark gegen das Zwerchfell, dass die Speiseröhre sich dehnt und die Nahrung nicht mehr im Magen halten kann, wo sie eigentlich hingehört. Vielleicht wirst du wieder auf die leichte Kost der ersten Schwangerschaftsmonate zurückgreifen, es sei denn, du schenkst der alten Weisheit Glauben, dass scharfes Essen das Einsetzen der Wehen fördert. Was du auch immer isst - säurebindende Tabletten gegen Sodbrennen sind das ideale Dessert.

»Ich kann nicht schlafen!«

Am meisten hatte ich gegen Ende meiner Schwangerschaft mit Schlaflosigkeit zu kämpfen. Egal wie müde ich war - ich konnte nicht einschlafen, wenn ich abends zu Bett ging. Eine Nachbarin meinte dazu belustigt, dass die Natur uns auf diese Weise auf die vielen schlaflosen Nächte vorbereiten will, die eine junge Mutter erwarten. Soll das heißen, dass wir durch Fastenkuren besser aufs Verhungern vorbereitet sind, falls wir je davon betroffen sein sollten? Meiner Meinung nach richtet die Natur, die den Chamäleons die Gabe der Tarnung gegeben hat, es nicht so dumm ein und verordnet uns als Heilmittel gegen wenig Schlaf noch weniger Schlaf.

Nein, es gibt zwei Gründe für deine Schlaflosigkeit. Erstens hat dein Baby inzwischen jeden Teil deines Körpers in Beschlag genommen - mit Ausnahme vielleicht von Gesicht und Füßen (und die sind geschwollen, weil du Wasser hast). Zweitens bist du völlig mit dem beschäftigt, was vor dir hegt: Wehen, Entbindung, Muttersein - da wird es dir schwer fallen, nachts das Denken und Grübeln einzustellen. (Was einer gewissen Ironie nicht entbehrt, da du ja tagsüber in letzter Zeit keinen klaren Gedanken mehr fassen konntest.) In dieser Situation wirst du deine Kopfkissen wieder schätzen lernen. Sie werden zu deinen besten Freunden werden - und zwar nicht nur deine bisherigen Lieblingskissen, sondern auch die neuen Kissen, die du dir zusätzlich kaufen oder von deinem Mann unter den Nagel reißen wirst. Wir Freundinnen sind uns einig, dass du jetzt mindestens drei Kissen brauchst - eins, das du dir zwischen die Knie klemmst, um so deine Hüften zu entlasten (später mehr darüber), eins zur Stütze deines Bauchs und eins für Kopf und Schultern. Du kannst dir auch eines dieser Stillkissen kaufen, die heutzutage in fast jedem Katalog angeboten werden. Ich hatte eines und habe es mutig mit ins Bett genommen, nachdem ich mich an seine riesigen Ausmaße gewöhnt hatte. Es war unglaublich bequem, errichtete aber eine unüberwindbare Barriere zwischen mir und meinem Mann. Da mein Mann dieses Riesenkissen meinen neuen »Liebhaber« nannte, gab ich ihm den Namen »Phil«. Zum Glück - oder Unglück, je nach meiner Laune - reagierte mein Mann sehr gelassen und beklagte sich nie über diese Barrikade zwischen uns. Wenn du mich fragst - ich glaube, er war dankbar dafür. Meine Beziehung zu Phil wurde jedoch jedes Mal dann auf eine harte Probe gestellt, wenn ich mich umdrehen wollte. Zuerst wälzte ich mich von einer Seite auf die andere, dann griff ich mir Phil mit beiden Armen und Beinen und drehte mich, als kämpfte ich mit einem Krokodil. Unser Bett wackelte jedes Mal so stark, dass mein Mann beinahe herausfiel und das Kissen irgendwo im Zimmer landete.

Leider können wir, was deine Nachtruhe betrifft, nicht mit einem wirklich guten Ratschlag aufwarten. Dein Arzt würde mich wahrscheinlich lynchen, aber meiner Meinung nach hat jede Frau, die am Ende einer gesunden Schwangerschaft ohne besondere Vorkommnisse angelangt ist, sich hin und wieder ein Glas Wein vor dem Zubettgehen verdient. Ein kleiner Schlummertrunk zusammen mit einem heißen Bad (nicht zu heiß natürlich) kann wahre Wunder vollbringen, wenn man angespannt ist und an Schlaflosigkeit leidet wie die meisten der werdenden Mütter.

Mit schuld an dieser Schlaflosigkeit können auch Wadenkrämpfe sein, die Schwangere häufig bekommen. Ich habe keine Ahnung, warum man sie bekommt, weiß aber, dass unwahrscheinlich viele darunter zu leiden haben. In einem Moment schmiegt man sich noch an sein Kissen und träumt vom Sex mit irgendeinem Fremden, und im nächsten versucht man verzweifelt, einen Muskel zu massieren, der sich wie ein gerissenes Gummiband zusammengezogen hat. Wenn ich meine Waden streckte und den Fuß dabei anzog, bekam ich immer einen solchen Wadenkrampf, dass ich dachte, man würde mir meine Achillessehne ohne jegliche Betäubung entfernen. In diesem Fall bleibt dir nicht viel anderes übrig, als so lange zu laufen, bis der Krampf aufgehört hat.

»Ich kann nicht mehr laufen!«

Eine schwangere Frau kann man, wie jeder weiß, schon von hinten erkennen, ohne ihren Bauch gesehen zu haben. Erstes Erkennungszeichen sind die Schuhe - für gewöhnlich große, breite und ganz sicher flache Modelle, vielleicht sogar Hausschuhe, wenn die Frau wirklich keinen Wert mehr auf ihr Äußeres legt. Die Ärmste hat möglicherweise so viel Wasser in Armen und Beinen, dass nichts anderes mehr passt. Ihre Füße versuchen schlurfend bei jedem Schritt in den großen, unförmigen Schuhen Halt zu finden. Der Abstand zwischen ihren Füßen ist meilenweit: Der rechte stützt den rechten Hüftknochen, der linke, einen Meter davon entfernt, den linken Hüftknochen. Abgerundet wird das Ganze durch den watschelnden Gang, durch den der Eindruck entsteht, als würde sie ihren Bauch im Schubkarren vor sich herschieben.

Bevor ich zum ersten Mal schwanger wurde, sah ich verächtlich auf diese schlurfenden Frauen herab und fragte mich, wie tief ihr Selbstwertgefühl wohl gesunken sein musste, dass sie sich so in der Öffentlichkeit zeigten. Wenigstens im Sitzen könnten sie ihre Beine geschlossen halten, dachte ich entrüstet. Meine Mutter, die hochschwanger ganze sechzig Kilo auf die Waage gebracht hatte, schüttelte angesichts dieser armen Seelen jedes Mal den Kopf und flüsterte mir zu, sie würde sich mit mir öffentlich nicht zeigen, wenn ich mich als Schwangere auch so gehen ließe.

Bis zu einem gewissen Grad habe ich mich dann doch gehen lassen, und zu diesem Zeitpunkt war es mir vollkommen egal, oder ich bemerkte es gar nicht mehr, wer sich mit mir in der Öffentlichkeit zeigte. Wenn meine Mutter glaubte, ich würde mich für sie quälen, um gut auszusehen, hatte sie sich geschnitten - schließlich tat ich es nicht einmal für meinen Mann. In diesem Stadium war mein Frauenarzt der Einzige, für den ich mich noch immer zusammenriss. Wenn ich zu meinen Untersuchungen in seine Praxis kam, sah ich mit frisch rasierten Beinen und Achselhöhlen, Parfüm, Schuhen mit Absätzen, sauberem Haar (sogar in Locken gelegt) und einem Hauch von Make-up immer aus wie die Gewinnerin aus einem Schwangeren-Schönheitswettbewerb. Wenn ich mich nicht einmal mehr diese eine Stunde im Monat hätte zusammenreißen können, hätte ich in meinen Augen alle Selbstachtung verloren. Nach dem Termin eilte ich sofort nach Hause und machte es mir in einem riesigen, lockeren Kleidungsstück wieder richtig bequem.

Natürlich wirkte ich bei meinem Arzt auch deswegen so adrett, weil ich bei ihm nicht weit laufen musste. Hätte er mich laufen sehen, wäre ihm aufgefallen, dass ich meine Knie nicht mehr zusammenbrachte und meine Hüftgelenke so locker waren, dass ich bei jedem Schritt das Gefühl hatte, meine Oberschenkelknochen würden aus der Gelenkpfanne springen. Du musst wissen, dass deine Knochen wie durch elastische Bänder in der richtigen Position gehalten werden. In der Schwangerschaft dehnen sich diese Bänder, damit sich deine Knochen weiten können, um für das Kind und die Geburt Platz zu schaffen. Wie bereits erwähnt, weitet sich auch der Brustkorb, damit sich das Baby auch in diesem Bereich ausbreiten kann. Und sicher hörst du gern, dass sich dein Becken ebenfalls weitet und so der kleinen Wassermelone den Weg nach draußen erleichtert. Die Dehnung der Bänder ist also prinzipiell eine gute Sache. Allerdings ist es weniger angenehm, wenn man mitten in der Nacht aus dem Bett springt, um auf die Toilette zu rennen, und sofort hinfällt, weil die Beine aus der Steh- und Gehposition gerutscht sind. Ich weiß noch genau, dass ich das Gefühl hatte, ich wäre in ein Loch getreten, weil ich das Gleichgewicht nicht mehr halten konnte und sich meine Beine asymmetrisch in die Hüftgelenke eingefügt hatten. Wenn du gerne mal wieder einen Spagat machen würdest, ist jetzt der richtige Moment gekommen, denn du bist nun sehr beweglich. Allerdings brauchst du jemanden, der dich wieder hochhebt, wenn du im Spagat auf dem Boden sitzt. Ohne Hilfe müsstest du wahrscheinlich in dieser Stellung verharren, bis der Kopf des Babys hervortritt und dich aus dem Gleichgewicht bringt.

Jetzt weißt du, warum es in der fortgeschrittenen Schwangerschaft beinahe unmöglich ist, zu gehen. Selbst wenn du nicht schwanger wärst, würden dich diese biologischen Veränderungen lahm legen. Aber jetzt befindet sich ein ausgewachsenes Baby samt Fruchtwasser und Plazenta in deinem Bauch. Wenn dies dein erstes Baby ist, wird es bald tiefer in dein Becken rutschen (oder ist bereits gerutscht), um sich auf die Geburt vorzubereiten. Dieses Rutschen oder »Senken«, wie es in der Fachsprache genannt wird, wird dir das Atmen ungemein erleichtern, weil das Baby nun nicht mehr auf dein Zwerchfell drückt. Das Laufen wird dadurch allerdings noch schwieriger. Erinnerst du dich noch an den Wettbewerb in Kinderzeiten, bei dem man mit einem Luftballon zwischen den Knien über eine Wiese laufen musste? So ähnlich fühlt es sich an, wenn man im neunten Monat ist und das Baby ins Becken gesunken ist. Statt eines Luftballons musst du jetzt allerdings eine Wassermelone balancieren.

Wo wir gerade von Babys sprechen, die zwischen den Oberschenkeln sitzen - meine Freundin Colleen hat den reizenden Ausdruck »Vagina-Pups« für das merkwürdige Geräusch erfunden, das zwischen deinen Beinen herauskommen kann, wenn dein Baby tief hegt und stark auf den Muttermund und den umhegenden Bereich drückt. Das kann sehr verdächtig klingen.

Um noch einmal kurz auf die Gewichtszunahme zu sprechen zu kommen - du kannst dich natürlich auch nicht mehr so gut bewegen, weil fünfzehn bis zwanzig Kilo Fett, Wasser und Baby deinen Körper polstern. Jede Übergewichtige hat einen etwas watscheligen Gang, selbst wenn die Bänder nicht so stark gedehnt sind und kein Kopf zwischen den Beinen hervorzukommen droht. Du rennst jetzt nicht mehr, wenn das Telefon klingelt, könntest um keinen Preis der Welt in die Höhe springen und gerätst schon aus dem Gleichgewicht, wenn du aus dem Auto aussteigen musst. Viele meiner Freundinnen haben erzählt, dass sie während der letzten Wochen ihrer Schwangerschaft hingefallen sind. Zum Glück nehmen die Babys davon normalerweise keinen Schaden.

»Mir tut mein Rücken weh!«

Wenn du gegen Ende der Schwangerschaft eine Massage bekommen kannst, dann gönne sie dir. Erkundige dich am besten bei anderen Müttern, Krankenschwestern oder den Leiterinnen von Geburtsvorbereitungskursen, ob sie eine Masseurin kennen, die speziell mit den Wehwehchen von Hochschwangeren vertraut ist. Es gibt sogar Massagetische mit einem ausklappbaren Mittelteil, sodass du auf dem Bauch hegen und dein Baby bequem in einer Art Mulde ablegen kannst. Ich fand das einfach phantastisch, denn nachdem ich ungefähr sechs Monate auf der Seite gelegen hatte, lechzte ich förmlich danach, mich wieder einmal auf den Bauch zu legen. Noch eine letzte Bemerkung: Nur eine andere Frau kann das nötige Feingefühl aufbringen, das für die Massage einer Hochschwangeren nötig ist. Auch wenn du sonst liberal und aufgeschlossen gegenüber männlichen Masseuren bist, ist es wirklich besser, sich während der Schwangerschaft von einer Masseurin behandeln zu lassen. Übrigens rät man den Männern in allen Schwangerschaftsbüchern, die ich über die Jahre gelesen habe, sich mit Massage und Druckmassage zu befassen, um ihren Frauen Schwangerschaft und Entbindung zu erleichtern. Das sah in den Büchern immer sehr innig und harmonisch aus, aber keine meiner Freundinnen wurde während ihrer Schwangerschaft mit Massagen verwöhnt. Als ich mich eines Abends schlecht fühlte und meinen Mann bat, mir meine Lendenwirbelsäule zu massieren, tat er das auf so phantasielose Weise und ohne seine Finger zu bewegen, dass ich danach einen roten Fleck auf dem Rücken hatte. Meine Freundinnen berichteten ausnahmslos, dass sie ihre Männer, die ihnen während der Wehen zögerlich über den Rücken streichen wollten, angeschrien hätten: »Fass mich bloß nicht an!« (Mehr über die Abneigung, während der Wehen berührt zu werden, in Kapitel »Die Wehen beginnen«).

Meine Freundin Patti litt am Ende ihrer Schwangerschaft unter heftigen Schmerzen, die vom Rücken über den Po bis in ihre Beine ausstrahlten. Dieses Phänomen, auch Ischiasbeschwerden genannt, tritt in der Schwangerschaft recht häufig auf. Das Gewicht deines Bauches konzentriert sich auf einen Bereich, der nur ungefähr dreißig Zentimeter lang ist. Dadurch wird die Wirbelsäule stark nach vorne gezogen, und du musst den oberen Rücken unnatürlich weit nach hinten beugen, um den Zug nach vorne auszugleichen. Wenn deine Brüste schwer sind, ist das noch eine zusätzliche Belastung für die Schultern und den oberen Rücken. Am besten kannst du dich entspannen, wenn du dich mit einem Kissen zwischen den Beinen und einem weiteren unter Kopf und Schultern auf die linke Seite legst und etwas ausruhst. (Die linke Seite wird von Ärzten allgemein empfohlen, da in dieser Lage das Blut ungehindert vom Herzen zu Beinen und Baby fließen kann.) Du kannst es auch mal mit dem Vierfüßlerstand versuchen, den ich bereits beschrieben habe. Oder setz dich im Schneidersitz auf den Boden. Du kannst dabei deinen Bauch bequem auf den Unterschenkeln ablegen und die Wirbelsäule entlasten. Wenn dies alles nichts hilft, erkundige dich am besten bei deinem Arzt, ob du ein unbedenkliches Schmerzmittel einnehmen darfst.

»Mein Bauch ist so groß, dass ich das Gefühl habe zu explodieren!«

Um den achten (neunten) Monat herum glauben die meisten Erstgebärenden fälschlicherweise, dass ihr Bauch unmöglich noch größer werden kann. Sie sind so rund, als hätten sie einen Fußball verschluckt, ihre Haut ist straff, und alle Kleider aus der Boutique für Umstandsmode sitzen perfekt. Und dann kommen die letzten vier Wochen ... Der Bauch einer Hochschwangeren ist kein anmutig gerundeter Bauch, sondern eher eine dünne Hautschicht, die über Ellbogen, Knie und den knochigen Po des Babys gespannt ist. Man erkennt, wie ich immer sage, dass eine Frau kurz vor der Entbindung steht, wenn ihr Bauch »eckig« wird. Das Baby ist jetzt so groß und kräftig, dass man seine Körperteile häufig ganz deutlich erkennen und ertasten kann. Wenn dein Bauch noch keine merkwürdigen Formen annimmt und dein Nabel noch nicht nach vorne steht, braucht das Baby noch ein bisschen. Du kannst dich darauf verlassen: Wenn dein Nabel sich nach vorne stülpt, hast du es bald geschafft.

»Mein Arzt sagt, die Wehen können jeden Moment einsetzen!«

Je näher dein Entbindungstermin rückt, desto öfter musst du zu deinem Frauenarzt gehen - zuerst alle zwei Wochen, während der letzten drei oder vier Wochen sogar wöchentlich. Wahrscheinlich ist dir schon aufgefallen, dass dein Arzt selten, wenn überhaupt, eine vaginale Untersuchung durchgeführt hat, seit deine Schwangerschaft festgestellt wurde. Nun wird er dich jedoch wieder genauer unter die Lupe nehmen und nach Anzeichen für die bevorstehende Geburt suchen. Er wird dir zum Beispiel mitteilen: »Ihr Gebärmutterhals ist zu fünfzig Prozent verstrichen und Ihr Muttermund einen Zentimeter geöffnet.« (Das bedeutet, dass die Geburt kurz bevorsteht. Mehr darüber in Kapitel fünfzehn und sechzehn.) Du wirst die Praxis äußerst angespannt und in der vollkommenen Überzeugung verlassen, dass noch in dieser Nacht die Wehen einsetzen werden, falls du überhaupt noch zum Abendessen kommst. Freunden und Verwandten rätst du am Telefon, sich bereitzuhalten, weil es wahrscheinlich bald losgeht. Wenn das Baby drei Tage später immer noch nicht da ist, wartest du ungeduldig auf den nächsten Arzttermin, um mehr über deinen Gebärmutterhals und Muttermund zu erfahren. Ich weiß zwar nicht warum, aber wir alle stürzen uns auf diese Informationen, als hätten sie weiß Gott was für eine Bedeutung. Im Prinzip sagen sie überhaupt nichts aus. Bei unzähligen Frauen tut sich wochenlang überhaupt nichts, obwohl ihr Gebärmutterhals zu siebzig Prozent verstrichen und ihr Muttermund drei Zentimeter geöffnet ist. Und es gibt ebenso viele Frauen, denen beim Abendessen die Fruchtblase platzt und die ihr Baby noch vor dem Frühstück in den Armen halten, obwohl ihr Arzt ihnen ein paar Stunden vorher erzählt hatte, ihr Muttermund sei völlig geschlossen.

Ich könnte die nächsten zwanzig Seiten damit zubringen, dir immer wieder vor Augen zu führen, wie wenig man sich auf solche Informationen verlassen kann. Du würdest mir trotzdem nicht glauben, so wenig, wie du mir vorhin geglaubt hast, als ich dich davor warnte, in dem errechneten Geburtstermin mehr als einen Anhaltspunkt zu sehen. Ich weiß das, denn bei mir war es nicht anders.

»Ich halte das keinen Tag mehr länger aus!«

Jetzt, wo du deinen Bauch an die vierzig Wochen mit dir herumgeschleppt hast, beginnst du dich für diverse Hausmittel zu interessieren, die angeblich die Wehen einleiten. Du willst das Ganze endlich hinter dich bringen. Ich komme hier auf ein etwas heikles Thema zu sprechen, aber es wäre wirklich naiv, so zu tun, als hättest du noch nie davon gehört oder nie daran gedacht, eines dieser Mittel auszuprobieren. Du weißt schon, wovon ich spreche - lange Spaziergänge, wilder Sex, scharfes Essen, Rizinusöl oder das Einführen eines Klistiers sind die »Hausmittelchen«, mit denen man eine nicht enden wollende Schwangerschaft angeblich »kurieren« kann. Ein Restaurant in Hollywood hatte sogar einen Salat auf der Speisekarte, von dem behauptet wurde, er leite die Wehen ein. Wochenlang wurde darüber im lokalen Nachrichtenprogramm berichtet. Ärzte und Wissenschaftler nahmen das Häufchen Blätter und die weiteren Ingredienzen genau unter die Lupe und kamen dann zu den verschiedensten Ergebnissen über die Ursachen der Zauberwirkung. Einige waren der Meinung, es läge am Koriander (ein Gewürz, das in der mexikanischen und chinesischen Küche häufig verwendet wird). Andere vermuteten, der exotische Balsamico-Essig im Dressing verursache die Kontraktionen. Wie dem auch sei - bei jedem Restaurantbesuch konnte man einige hochschwangere Frauen beim genussvollen Verzehr dieses Salats beobachten.

Um die Wehen in Gang zu bringen, setzen Arzte und Fitnessfanatiker bevorzugt auf das Laufen. Ich persönlich fand eine Oxytozin-Infusion effektiver, aber meine Vorhebe für die jeweils kürzeste und schmerzloseste Version ist dir ja bereits bekannt. Bei drei meiner Schwangerschaften war ich an einem Punkt angelangt, wo ich alles getan hätte, und versuchte, die Sache mit einer Lauftherapie ins Rollen zu bringen. Ich lief im tiefen Sand am Strand, hastete durch Einkaufszentren (ich muss ausgesehen haben wie ein Lastkahn in voller Fahrt) und nahm, wann immer möglich, die Treppen anstatt des Aufzugs. Leider verstand keines meiner Babys den Wink und dachte daran, seinen Weg nach draußen anzutreten. Erst als meine Fruchtblase platzte, zeigte meine Lauferei plötzlich Wirkung. Da hatte ich dann gerade noch genug Zeit, ein paar Mal um den Block zu laufen, bevor ich so starke Kontraktionen bekam, dass man mich im Krankenhaus sofort in ein Entbindungszimmer brachte. Dir sollte klar sein, dass nach dem Platzen der Fruchtblase die Geburt innerhalb weniger Stunden erfolgen muss, da das Baby nicht mehr geschützt ist und sich infizieren kann. Wenn du das Gefühl hast, dass deine Fruchtblase geplatzt ist, oder du ununterbrochen auf die Toilette musst, solltest du umgehend deinen Arzt anrufen. Eventuell wird dein Arzt auch in Betracht ziehen, deine Fruchtblase zu sprengen, sollte sich das Baby am Entbindungstermin (so unsicher der auch sein mag) noch nicht bemerkbar gemacht haben. Als sich bei meinem vierten Kind der Geburtstermin näherte, hätte ich sogar eigenhändig versucht, meine Fruchtblase zum Platzen zu bringen, wenn ich mit meiner Hand über meinen riesigen Bauch bis in die Nähe meiner Scheide gekommen wäre. Aber wie heißt es im Fernsehen immer so schön: »Versuchen Sie diesen Stunt nicht zu Hause nachzumachen. Er sollte nur von Profis durchgeführt werden.«

Meine Freundin Caroline schwört, dass wilder Sex am Ende der Schwangerschaft die Wehen auslöst. Soweit ich weiß, konnte man sogar wissenschaftlich nachweisen, dass im Sperma eine ähnlich wehenauslösende Substanz enthalten ist. Vermutlich wacht das Baby nach seinem neun-(zehn-) monatigen Schlaf auf, wenn der Muttermund vom besten Stück des Mannes massiert wird, und macht sich auf den Weg. Aber da Caroline für ihre Unersättlichkeit allseits bekannt ist, war das Ganze vielleicht auch nur ein Trick, damit sich ihr Mann ihrer erbarmte, obwohl er eigentlich lieber den zweiten Teil der Sportschau gesehen hätte.

Es gibt eine Methode, die man als »Muttermundsdehnung« (eine heftige Vaginaluntersuchung) bezeichnet. Sie wird natürlich vom Arzt durchgeführt, und zwar erst, wenn er oder sie sich eingehend vergewissert hat, dass das Baby vollständig entwickelt und bereit zur Geburt ist. Ich vermute, dieses Verfahren funktioniert ähnlich wie leidenschaftlicher Sex (allerdings ohne den angenehmen Nebeneffekt) und soll ebenfalls deinen Muttermund ein bisschen wachkitzeln. Wenn du dich mit deinem Arzt darauf einigst, dann stell dich darauf ein, dass damit Schmerzen verbunden sind, die starken Menstruationskrämpfen ähneln, und du ähnlich starke Blutungen wie zu Beginn der Periode hast. Diese »Muttermundsdehnung« löst nicht zwangsläufig Wehen aus (jedenfalls nicht bei mir). Soviel ich weiß, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Wehen einsetzen, größer, wenn die Krämpfe einige Stunden andauern, als wenn sie bald nach der Untersuchung schwächer werden und dann ganz aufhören, wie es bei mir der Fall war. Bei meiner Freundin Amy schlug zum Beispiel die Kombination aus einer »Muttermundsdehnung« durch ihren Arzt und einem Klistier, das sie sich noch am selben Abend zu Hause verabreichte, voll an. Ungefähr um vier Uhr morgens war sie mitten in den Presswehen. (Ist das nicht merkwürdig - die Vorstellung, jemand führt mir einen dreißig Zentimeter langen Stahlhaken ein, um meine Fruchtblase zu sprengen, lässt mich völlig kalt, aber nur bei dem Gedanken an ein Klistier wird mir schon schwindlig.)

Jede Hochschwangere sieht dem großen Ereignis mit anderen Gefühlen entgegen. Ich habe schon erwähnt, dass ich es immer kaum erwarten kann, wenn die Schwangerschaft endlich zu Ende ist und ich Mutter bin - ein Zustand, der mir schon immer viel lieber war. Vielleicht hast du etwas mehr Geduld, was bei einer Frau kurz vor der Entbindung ein wirklich bewundernswerter Zug wäre. Wahrscheinlich kannst du es genauso wenig erwarten, dein Baby endlich in den Armen zu halten, aber dank deines gesunden Menschenverstandes und deiner Gelassenheit kannst du es vielleicht eher akzeptieren, dass diese Situation nicht berechenbar ist. Es hat natürlich etwas unglaublich Romantisches, mitten in der Nacht mit unverkennbaren Wehen aufzuwachen, dem Ehemann zärtlich ins Ohr zu flüstern: »Liebling, es ist so weit!« und wie berauscht im Dunkeln zum Auto zu eilen, das für die Fahrt zum Krankenhaus schon bereitsteht. Aber so rührend diese Vorstellung auch sein mag, ich habe immer versucht, meinen Arzt dazu zu überreden, meine Wehen zu einem Zeitpunkt einzuleiten, der für das Baby, den Arzt und mich gleichermaßen günstig war. So konnte ich sicher sein, dass das Baby zur Geburt bereit, mein Arzt satt, ausgeruht und nicht verreist war und ich meine Haare gewaschen, meine Beine rasiert und meine Fußnägel lackiert hatte. Außerdem mussten wir nicht mitten in der Nacht zum Krankenhaus rasen, wo man sich in der Dunkelheit verfahren kann. Wie macht man es nun am besten? So wie ich natürlich (nicht ernst nehmen!).


      



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