Bildeten Mutter und Kind während der Schwangerschaft eine völlige körperliche Einheit, so beginnt nun, nach der Geburt, eine Zeit der Umstellung für beide. Gewissermaßen treffen jetzt zwei Menschen aufeinander, die geistig und emotional innig miteinander verbunden sind und die sich nun erst einmal kennenlernen und aneinander gewöhnen müssen. Das Kind ist in jeder Beziehung völlig von seiner Mutter abhängig, und die Mutter hat das Bedürfnis, dem Kind nahe zu sein, es zu nähren, zu pflegen und in den Armen zu halten. Wie ein feiner Strom fließt die Liebe zwischen Mutter und Kind, die für das Kind so lebensnotwendig sind. Es braucht die liebevolle Zuwendung, Ansprache und Beruhigung so nötig wie die leibliche Nahrung und Pflege. In dieser ersten Zeit verkörpert die Mutter für das Kind die ganze Welt, und durch diese erste menschliche Beziehung prägt sich seine spätere Einstellung und sein Vertrauen ins Leben. Daher sollte die Mutter ihrem natürlichen Gefühl, auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen, folgen. Kein Kind schreit grundlos und die Befürchtung, es in diesem frühen Alter schon zu verwöhnen, ist hier fehl am Platz. Es gibt stille Babys, die von Anfang an ein großes Ruhebedürfnis haben und viel schlafen. Andere, und sie scheinen in der Mehrzahl zu sein, kommen kaum zur Ruhe und sind erst zufrieden, wenn sie an der mütterlichen Brust liegen und die Nähe und Wärme der Mutter spüren. Manche Babys lieben es auch, möglichst oft am Familiengeschehen teilzuhaben und schlafen inmitten der häuslichen Aktivitäten am ruhigsten.
Jede Mutter wird nach einiger Zeit die individuellen Bedürfnisse ihres Kindes herausfinden und sich darauf einstellen. Es wird aber auch Zeiten geben, in denen das Kind scheinbar grundlos und endlos schreit und sich kaum beruhigen lässt. Oftmals kündet sich so eine latente Krankheit an oder auch die ersten Zähnchen (frühestens ab 4. Monat). Häufige Gründe für das endlose Schreien sind, besonders im frühen Babyalter, Blähungen, die für das kleine Kind sehr unangenehm und schmerzhaft sein können. Dann schaffen warmer Fencheltee, eine Wärmflasche oder die warme Hand auf dem Bauch und liebevolle Zuwendung Abhilfe. In hartnäckigen Fällen gibt es einige hilfreiche pflanzliche Medikamente, die Ihnen Ihr Kinderarzt verschreiben kann.
Alles in allem kann die erste Zeit mit einem „anspruchsvollen", lebhaften Baby für die Mutter recht anstrengend sein, besonders, wenn es sich um das erste handelt.
Gerade in dieser ersten Zeit mit dem Kind ist es nötig, innerlich zur Ruhe zu kommen und nicht die Nerven zu verlieren, wenn das Kind auch nachts oft wach wird und schreit, was bei fast allen Kindern der Fall ist, da sie zuerst noch nicht recht zwischen Tag und Nacht unterscheiden können. Yogaübungen, Tiefenentspannung und Meditation sind gerade jetzt eine große Hilfe. Selbst wenn es anfangs noch nicht möglich ist, sie zu einer festen Zeit am Tage durchzuführen, so wirken oft schon zehn Minuten völliger Entspannung oder Meditation Wunder und schenken neue Kraft und Energie. Man kann dafür ruhig einmal den Abwasch oder sonstige Hausarbeit liegen lassen und die Zeit, in der das Kind schläft, zur eigenen Regeneration nutzen. Die innere Ruhe und Gelassenheit, die Sie in dieser Zeit gewinnen, kommt Ihnen und damit letztendlich auch Ihrem Kind zugute. Auch das Stillen kann zu einer Quelle der Entspannung und des Friedens werden. An der mütterlichen Brust wird das Kind „ge-stillt", es wird still und Mutter und Kind werden wieder ganz eins. Geben Sie sich beim Stillen ganz Ihrem Baby hin und spüren Sie den warmen Liebesstrom, der zwischen Ihnen beiden fließt. Mit der Muttermilch nimmt das Kind nicht nur physische Nahrung auf. Sein ganzes Wesen trinkt die mütterliche Liebe und Zärtlichkeit und sättigt sich damit. Ebenso empfängt die Mutter in dem Sich-Geben Kraft und Liebe und wird damit erfüllt. So kann das Stillen zu einer beglückenden Meditationsund Einheitserfahrung für Mutter und Kind werden.
Die Fähigkeit des „Sich-Geben-könnens" ist das Geheimnis wirklicher Mutterschaft und letztendlich wirklichen Mensch-Seins. Während Schwangerschaft und Geburt wird die werdende Mutter zum Tor für ein neues Wesen, dem sie die Möglichkeit gibt, sich hier auf der Erde zu verkörpern. Nach der Geburt hilft ihre Liebe und Fürsorge diesem neuen, kleinen Menschen zu wachsen und behütet und begleitet ihn während der unterschiedlichsten Phasen der Kindheit, bis er schließlich als Erwachsener beginnt, die eigene Verantwortung für sein Leben zu ergreifen. Mögen Yoga und Meditation bei dieser oftmals nicht leichten, aber immer großen und schönen Aufgabe Hilfe und Wegweiser sein und die Mutter mit ihrem Kind wachsen lassen.