Schwangerschaft ohne Probleme

Der Weg zur sanften Geburt

Du und dein Arzt

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Willkommen, Gast · RSS 19.03.2024, 10:17


Du und dein Arzt

Der Frauenarzt (Fachbezeichnung: Gynäkologe) ist die Person, die dich während der Schwangerschaft, der Geburt und in der Erholungszeit nach der Geburt begleitet - also eine ziemlich wichtige Person. Im Folgenden sind einige Kriterien aufge-liste, die dir die Entscheidung erleichtern sollen, den richtigen Arzt zu finden.

Arzt oder Hebamme

Nirgendwo steht geschrieben, dass dir ein Arzt bei der Geburt zur Seite stehen muss. Es gibt viele ausgebildete Hebammen, die auch ins Haus der Gebärenden kommen und dort der Frau bei der Geburt beistehen. Da Hebammen fast ausschließlich weiblich sind ist der Freundinnen-Faktor von Anfang an gegeben, und es wird dir leichter fallen, bestimmte Fragen zu stellen, zum Beispiel solche nach deinen Blähungen.

Bei Ärzten (die bei Erstellung dieses Buches immer noch überwiegend männlich waren) würdest du wahrscheinlich mehr Hemmungen haben. Außerdem sagt man, dass Hebammen im Gegensatz zu einem völlig überlasteten Frauenarzt weniger schnell dazu bereit sind, eine Geburt durch Oxytozin oder auch durch einen Kaiserschnitt zu beschleunigen.

Meine Freundin Kathy hatte sich zu einer Hausgeburt mit Hebamme entschlossen, und die Hebamme tat wirklich alles, um regelmäßige Kontraktionen herbeizuführen - von der Zubereitung von Kräutertees bis hin zu Spaziergängen ums Haus. Die körperliche und die psychische Betreuung war wirklich hervorragend. Leider musste Kathy feststellen, dass ihre Wehen länger dauerten, schmerzhafter und beängstigender waren, als sie es sich vorher vorgestellt hatte. Sie fand sich schließlich auf dem winzigen Rücksitz ihres Sportwagens wieder und wurde schnell ins Krankenhaus gefahren, wo sie ihren Sohn zur Welt brachte. Die größte Enttäuschung für sie war, dass die Ärzte ihr kein Schmerzmittel mehr gaben, weil sie so lange gewartet hatte und es sowieso schon Zeit zum Pressen war.

Drei Dinge habe ich aus Kathys Geschichte gelernt. Erstens, du kannst gar nicht früh genug ins Krankenhaus gehen, auch wenn du dann vierundzwanzig Stunden lang die Gänge in der Entbindungsstation auf und ab laufen musst. Zweitens solltest du Hausund Unterwassergeburten lieber erst beim zweiten, dritten oder vierten Baby ausprobieren. Du kannst die Entscheidung, wie und wo du entbinden willst, doch erst treffen, wenn du in etwa weißt, was dich erwartet. Wir Freundinnen garantieren dir, dass du überrascht sein wirst. Vielleicht auf angenehme, vielleicht aber auch auf weniger angenehme Weise, AUF JEDEN FALL WIRST DU ÜBERRASCHT SEIN, selbst nachdem du dieses Buch gelesen hast. Und drittens, wähle nie einen Ort für die Geburt, an dem keine Schmerzmittel oder, Gott behüte, keine richtigen Ärzte in greifbarer Nähe sind.

Jetzt sagst du dir noch, dass du es ohne Periduralanästhesie schaffen willst, aber warte bis zur ersten Wehe. Keine meiner Freundinnen hat sie abgelehnt, nachdem man es ihr angeboten hatte. Okay, mit einer Ausnahme. Jillian hat keine Schmerzmittel genommen, aber wahrscheinlich wäre auch sie über eine Periduralanästhesie erleichtert gewesen, hätte nicht ihr Mann ihr teuren Schmuck versprochen, wenn sie es ohne schafft. (Ich stelle mir gerade vor, wie sie mit diamantbesetzten Manschettenknöpfen neben ihm steht, während er sich sterilisieren lässt.) Auch für Corki gab es keine Schmerzmittel, weil ihr Baby mit einem Herzfehler zur Welt kam und es ihm eventuell geschadet hätte, ebenso nicht für Amy, deren Wehen so schnell kamen, dass der Arzt nicht genügend Zeit hatte, ihr eine Periduralanästhesie zu geben, oder damit alles nur verlangsamt hätte. Aber sowohl Corki als auch Amy beteuern, dass sie für diese medizinische Intervention dankbar gewesen wären.

Noch eine letzte Bemerkung zu Hausgeburten: Eine Geburt ist eine ziemlich blutige Angelegenheit. Warum um alles in der Welt willst du dafür deine wunderschönen Laken opfern, ganz zu schweigen von deiner Matratze? Wenn dir die Vorstellung, in ein Krankenhaus zu gehen, überhaupt nicht gefällt, kannst du dir ja auch ein Vier-Sterne-Hotel aussuchen. Essen und Zimmer-Service sind bestimmt besser als im Krankenhaus. (Ob es allerdings den Gästen, die nebenan wohnen, so gut gefällt...)

Wie du den richtigen Frauenarzt findest

Hast du bemerkt, wie schnell wir für dich entschieden haben, dass du dein Baby besser im Krankenhaus in unmittelbarer Nähe eines Arztes zur Welt bringst? Wir entschuldigen uns, wenn wir deiner Meinung nach zu viel als selbstverständlich vorausgesetzt haben, aber Freundinnen tun das nun mal. Wenn du mehr statistische oder analytische Informationen erwartet hast, hättest du eines von den unzähligen anderen Büchern über Schwangerschaft lesen müssen. Unser Job ist es, dir Insider-Informationen zu geben. Und unser einstimmiges Urteil lautet, dass du für die erste Runde auf diesem Geburtskarussell lieber in ein traditionelles Krankenhaus zu einem Halbgott, genannt Arzt, gehen solltest. Du weißt ja, wir stammen aus ganz normalen Kreisen und verehren Ärzte, als ob sie die Helden und Heldinnen wären, die wir früher immer im Fernsehen gesehen haben. Die armen unschuldigen Hebammen haben noch nie eine eigene Fernsehserie bekommen - im Gegenteil, früher wurden sie sogar als Hexen verurteilt.

Wie also findest du dieses perfekte Wesen? Es gibt zwei Möglichkeiten: Du kannst entweder bei dem Frauenarzt bleiben, bei dem du schon immer warst, der bei dir schon jahrelang Abstriche macht und dich wegen deiner Pilzinfektionen behandelt hat. Oder du denkst dir, dass du jetzt ganz andere Bedürfnisse hast und dein Frauenarzt nicht unbedingt der Richtige ist, um dich auch durch die Schwangerschaft zu begleiten, und suchst dir einen neuen Arzt.

Du solltest nicht den Fehler machen und automatisch davon ausgehen, dass der Frauenarzt, bei dem du schon seit zehn Jahren bist, auch der Richtige für deine Schwangerschaft ist. Bei der Wahl des Arztes, der dich durch diese Zeit begleiten soll, gelten andere Kriterien als für den, der bisher deine Abstriche machte. Es gibt gute Gründe, die Wahl des Arztes nochmals gründlich zu überdenken.

Zunächst solltest du deine Freundinnen fragen, ob sie mit ihrem Arzt zufrieden sind beziehungsweise was sie über andere Ärzte in deiner Umgebung gehört haben. Über Frauenärzte wird ziemlich viel geredet, und einige Namen tauchen in Gesprächen immer wieder auf. Ich habe meinen gefunden, als ich beim Friseur neben der Freundin einer Freundin saß. Sie hatte vier Kinder und fing richtig an zu strahlen, als sie von ihrem Arzt erzählte. Als dann eine andere Freundin genauso strahlend und ehrfürchtig von ihm sprach, wusste ich, dass ich den richtigen Mann gefunden hatte. Und bin immer noch seine zufriedene Kundin.

Es ist außerdem wichtig, dass du dich ernsthaft mit deiner Psyche auseinander setzt, damit du weißt, welche Art von Patientin du sein wirst. Wenn du viele Fragen genau durchsprechen möchtest, brauchst du einen Arzt, der sich viel Zeit für dich nimmt. Wenn du eher ängstlich bist, musst du dir einen verständigen, beschützenden Arzt suchen. Und die von euch, die eine möglichst »natürliche« und »organische« Schwangerschaft haben wollen, sind gut mit einem Arzt beraten, der nicht nur ihre Lebenseinstellung bejaht, sondern auch etwas von gesunder Ernährung, Umweltverschmutzung und der natürlichen Behandlung von Erkältungen (mit heißer Zitrone und Wadenwickeln) versteht.

Du kannst dir einen Arzt suchen, der auch gleichzeitig Belegbetten auf einer Entbindungsstation hat und dich nicht nur während der Schwangerschaft begleitet, sondern auch bei der Geburt. Sollte dein Frauenarzt keine Belegbetten haben, wirst du im Krankenhaus bei einem anderen Arzt entbinden, den du möglicherweise vorher gar nicht kennen gelernt hast. Für diesen Fall solltest du die Möglichkeit nutzen, dich auf einem Infoabend eingehend über verschiedene Kliniken zu informieren. Wenn du bestimmte Vorstellungen hast über den Einsatz von Schmerzmitteln und wie deine Entbindung verlaufen soll, kannst du das vorher schriftlich fixieren und mit der Entbindungsstation vereinbaren. Falls dich jemand bei der Geburt begleitet, ist es eine gute Idee, diese Punkte auch mit deiner Begleitperson zu besprechen, sodass sie sich eventuell für dich stark machen kann zu einem Zeitpunkt, wo es dir selbst vielleicht nicht mehr möglich ist, weil du nur noch presst, presst, presst. Solltest du das Gefühl haben, dass du mit deinen Wünschen bei dem Entbindungspersonal auf taube Ohren stößt, sieh dir lieber noch einige andere Kliniken an, bevor du dich für eine entscheidest.

Besonders wichtig ist es, dass du dich mit deinem Arzt oder der Klinik wenigstens im Groben darüber verständigen kannst, wie die Geburt verlaufen soll. Solltest du deine persönlichen Gründe dafür haben, dass du unter allen Umständen zu einem festgesetzten Termin per Kaiserschnitt entbinden willst, solltest du einen Arzt finden, der vom ersten Händedruck an mit dir einer Meinung ist. Es kann auch nicht schaden, gleich zu Beginn zu klären, welche Einstellung dein potenzieller Frauenarzt zu Schmerzmitteln hat. Und zwar nicht nur, ob er welche verabreicht, sondern auch wann und wie viel.

Als bei meiner ersten Ultraschalluntersuchung ziemlich deutlich zu sehen war, dass ich einen Jungen bekommen würde, fragte ich meine Freundinnen, die bereits Söhne hatten, was sie von einer Beschneidung halten und welche Erfahrungen sie damit gemacht haben. Bei einer Beschneidung wird ein Teil der Vorhaut am Penis des Kindes entfernt. Allerdings ist dieser Eingriff heutzutage nicht mehr so üblich außer in jüdischen Familien, die ein Fest daraus machen. Früher ließ man es häufig aus hygienischen Gründen machen, heute nur noch auf Wunsch der Eltern oder aus medizinischer Notwendigkeit, wenn die Vorhaut zu eng sein sollte. Falls du eine Beschneidung bei deinem Sohn vornehmen lassen möchtest, so kann das ein Kinderarzt oder Urologe ein paar Tage nach der Geburt direkt in der Klinik tun.

Sollte dein Mann mitreden?

Keine meiner Freundinnen hat, glaube ich, ihren Mann mitreden lassen, wenn es darum ging, zu welchem Frauenarzt sie für ihre Routineuntersuchungen gehen sollte -außer Kelly, die mit einem Frauenarzt verheiratet ist. Viele von uns kennen ihren Frauenarzt schon länger als ihren Mann und hätten umgekehrt ihren Arzt auch nicht gefragt, was er von ihrem Mann oder Freund hält.

Wenn du jedoch die Person suchst, die dich durch diese Schwangerschaft begleiten soü, meinen wir Freundinnen, dass du auch deinen Mann an der Entscheidung beteiligen solltest. Er wird jedenfalls sehr viel mehr mit der Schwangerschaft und der Geburt zu tun haben als mit deinen Abstrichen. Und aus vielen Gründen kann es entscheidend sein, dass dein Mann sich mit dem gewählten Arzt oder der Klinik genauso wohl fühlt wie du. Erstens liegt es in den Händen dieses Arztes, wie euer Kind in die Welt eintreten wird. Zweitens wird dein Mann dir die meiste, wenn nicht die ganze Zeit während der Wehen zur Seite stehen, und es wäre bestimmt nicht verkehrt, wenn er denjenigen, der seinen Arm bis zum Ellbogen in dir hat, auch mögen würde. Und drittens sollte auch er keine Hemmungen haben und den Arzt anrufen können, wenn er Fragen zur Schwangerschaft hat oder ihm ganz im Vertrauen sein Leid bezüglich deiner Schwangerschaftslaunen klagen möchte. Ich habe alle verdächtigen oder alarmierenden Symptome, die während meiner Schwangerschaft auftraten, mit tränenfeuchten Augen meinem Mann berichtet, und er hat dann für mich den Arzt angerufen. Bei jedem Symptom geriet ich so in Panik, dass ich für ein Telefongespräch gar nicht die richtigen Worte gefunden hätte. Es war daher besser, dass mein Mann anrief und meine Lage schilderte. Auch bei den Wehen sind es häufig die Männer, die dem Arzt Bericht erstatten. Entweder sind die Frauen so mit den Kontraktionen beschäftigt, dass sie keine Unterhaltung mehr führen können (wenn eine Frau bei einer Wehe keinen vollständigen Satz mehr sagen kann, ist dies ein zuverlässiges Zeichen dafür, dass sie schon produktive Wehen hat), oder sie wissen nicht genau, ob sie überhaupt schon welche haben. In einer solchen Situation wird ein guter Mann einspringen und dich daran erinnern, dass du das Recht hast, deinen Arzt jederzeit anzurufen - auch wenn es noch nicht brandeilig ist.

Wir wollen dich ja nicht beunruhigen, aber dein Mann beobachtet aus der Vogelperspektive, wie das Kind aus deinem Inneren herauskommt (sei es durch deine Vagina oder per Kaiserschnitt), und es könnte sein, dass er dann jemanden zur Unterstützung braucht. Außerdem darf man nicht vergessen, dass dein Mann dich sehr liebt und nicht will, dass dir etwas zustößt. Oder, um es auf den Punkt zu bringen; er will nicht, dass du bei der Geburt stirbst und ihn mit diesem Baby, das er noch nicht einmal gesehen hat, alleine lässt. Er will einen Arzt haben, der ihm garantieren kann, dass du diese Tortur lebend und gesund überstehst. Letztendlich sind aber deine Bedürfnisse ausschlaggebend, und die endgültige Entscheidung sollte bei dir liegen.

Arzt oder Ärztin?

Solltest du dir einen Arzt oder lieber eine Ärztin suchen? Muss ich überhaupt noch erwähnen, dass wir Freundinnen im Hinblick auf technisches Können absolut keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen sehen? Selbstverständlich wird jeder Frauenarzt, der dir empfohlen worden ist (und sein Facharztzeugnis abgelegt hat), kompetent sein und für dich und dein Baby während der Schwangerschaft sorgen können. Die Entscheidung, ob du lieber zu einem Mann oder zu einer Frau gehst, ist eine rein emotionale Frage. Damit will ich jedoch nicht sagen, dass es nicht eine entscheidende Frage ist. Wir Freundinnen sind uns einig, dass für eine erfolgreiche Geburt dein emotionales Wohlergehen und deine Geborgenheit ebenso entscheidend sind wie die medizinische Versorgung.

Bei dieser Frage solltest du alle Höflichkeit ablegen und dir ehrlich eingestehen, wer dir Respekt und Vertrauen einflößt und wer dir umgekehrt Respekt und Vertrauen entgegenbringt. Am besten wägst du ganz für dich deine Präferenzen ab und lässt dich nicht von einer Mutter beeinflussen, für die nur Männer gute Ärzte sind, und auch nicht von einer Schwester, die behauptet, sie hätte noch nie einen Mann getroffen, der sie als halbwegs intelligentes Wesen behandelt hätte. Bist du der Typ, der einen männlichen Arzt bevorzugt, weil er väterlich auf dich wirkt und körperlich in der Lage zu sein scheint, dich zu beschützen? Oder bevorzugst du eine Ärztin, weil sie voraussichtlich mehr Mitgefühl mit dir haben wird? Oder wie eine Freundin meinte: »Würdest du einen Automechaniker nehmen, der noch nie Auto gefahren ist?« Eine weitere Rolle spielt natürlich die Sexualität. Viele meiner Freundinnen, zum Beispiel Mindy und Maryann, waren sehr froh darüber, Ärztinnen gewählt zu haben, weil sie sich während der Untersuchungen und der Geburt weniger gehemmt fühlten und auch ihre gefühlsmäßigen Bedenken besser äußern konnten. Diese Freundinnen erwähnten auch die nicht unwichtige Tatsache, dass ihre Männer mit der Wahl einer Ärztin für eine so intime Beziehung besser zurechtkamen. Außerdem kann eine Frau, die in der Gegenwart von Männern immer attraktiv sein will, ganz schön unter Druck geraten. Viele von uns haben diese Lektion schon früh im Leben gelernt, in der Schwangerschaft gibt es aber Situationen, wo man sich speziell in der Gegenwart eines männlichen Arztes nicht besonders attraktiv fühlt. Das kann dir zusätzliches Kopfzerbrechen bereiten, das du jetzt überhaupt nicht brauchen kannst. Andererseits könntest du auch meiner Philosophie anhängen und dir so oft wie möglich harmlose Freuden gönnen, denn die Schwangerschaft kann eine lange Durststrecke sein. Drei meiner Kinder wurden von einem Arzt zur Welt gebracht, und ich habe es einfach genossen, mit ihm zu flirten und mich vor meinen monatlichen Besuchen bei ihm ein bisschen zurechtzumachen. Dieser Arzt sah allerdings auch umwerfend gut aus, und ich war nicht die einzige Schwangere in der Stadt, die sich lächerlich gemacht hat. Besonders in den letzten Monaten ist dein Arzt unter Umständen der einzige Mann, der sich noch dafür interessiert, wie es dir geht. Nicht wenige Ehemänner und Freunde sind bis zu dieser Zeit bereits auf der Strecke geblieben. Denk dran, neun (zehn) Monate Schwangerschaft - das sind mindestens zwölf Besuche in der Arztpraxis und während der Wehen noch mal einige Stunden intensivsten Kontakts zwischen dir und deinem Arzt. Du solltest also sorgfältig wählen.

Einzel- oder Gemeinschaftspraxis

Kinder auf die Welt zu bringen, wird gut bezahlt und ist sicher das schönste medizinische Fachgebiet, aber auch ein Kräfte zehrendes. Einmal abgesehen von geplanten Kaiserschnitten oder eingeleiteten Geburten lassen sich Entbindungen nicht genau vorhersagen, sind oft anstrengend und sie erfordern scheinbar immer einen nächtlichen Anruf beim Arzt. Besonders aus diesem Grund schließen sich zwei oder mehr Ärzte häufig zu einer Gemeinschaftspraxis zusammen, können so die Anzahl der schlaflosen Nächte untereinander aufteilen und wenigstens ein- oder zweimal im Jahr Urlaub nehmen.

In einer Gemeinschaftspraxis mit Belegbetten in einer Klinik wirst du unter Umständen bei jeder monatlichen Untersuchung von einem anderen Arzt untersucht. Dadurch ist gewährleistet, dass du allen zumindest einmal die Hand geschüttelt hast, bevor ihr zusammen das Baby auf die Welt bringt. Wenn du deine Wehen bekommst und den Arzt anrufst, wird derjenige im Krankenhaus erscheinen, der gerade zu dieser Zeit Bereitschaftsdienst hat. Du hast dann nicht nur die Überraschung, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird, sondern zusätzlich noch den kleinen Nervenkitzel, wer bei der Geburt dabei sein wird.

Bei meiner ersten Schwangerschaft war ich in einer Gemeinschaftspraxis. Mein bevorzugter Arzt war der dienstälteste der Praxis und stand niemals aus seinem warmen Bett auf, um zu einer Geburt zu laufen. Diese Aufgabe Überheß er den Jüngeren, die sich ihre Sporen erst noch verdienen mussten. Da bei mir ein Termin für einen Kaiserschnitt ausgemacht war, bei dem normalerweise zwei Ärzte anwesend sind, hatte ich das Glück, dass mein Lieblingsarzt mir zusammen mit einer Kollegin aus der Praxis zur Verfügung stand. Die beiden waren gerade frisch verliebt, und es war ausgesprochen nett, ihnen bei der Arbeit zuzusehen. Sie arbeiteten völlig professionell, warfen sich aber zwischendurch über meinen blutenden Bauch hinweg schmachtende Blicke zu.

Meine nächsten drei Kinder wurden von einem Arzt entbunden, der in seiner Praxis alleine arbeitete. Ungefähr zwischen meiner zweiten und dritten Schwangerschaft nahm er noch eine Hebamme in seine Praxis auf, die einen Teil der Routineuntersuchungen für ihn übernahm, die Geburten machte aber weiterhin er. Sollte es doch einmal vorkommen, dass er für eine Geburt nicht zur Verfügung stand, hatte er eine Abmachung mit einem anderen Arzt, der für ihn einsprang. Für mich war es ein wahrer Segen, dass ich wenigstens in dieser Hinsicht wusste, was ich zu erwarten hatte. Alle Patientinnen dieses Arztes stellen zwei Fragen, nachdem sie von ihrer Schwangerschaft erfahren haben: »Wann soll es kommen?« und »Sind Sie zu diesem Termin da?« Eine meiner Freundinnen hatte solche Angst, die Frau des Arztes könnte gerade dann auf dem gemeinsamen Familienurlaub bestehen, wenn sie ihren Geburtstermin hatte, dass sie dem Arzt und seiner Familie kurzerhand das feudale (und vom Krankenhaus nicht allzu weit entfernte) Strandhaus ihrer Eltern anbot, nur damit er immer in ihrer Nähe blieb. Wir wollen jetzt nicht über das persönliche Opfer spekulieren, das ein Arzt in einer Einzelpraxis auf sich nehmen muss, du willst ja nicht, dass er dich heiratet, sondern nur, dass er dein Kind zur Welt bringt. Aber die Entscheidung zwischen einem Arzt in einer Gemeinschaftspraxis und einem alleine arbeitenden ist schon von Bedeutung. Es läuft alles in etwa darauf hinaus: In einer Gemeinschaftspraxis weißt du erst, wenn der Moment gekommen ist, welcher Arzt für dich da sein wird. Auf der anderen Seite kann ein Arzt in einer Einzelpraxis mit Belegbetten gerade Darmgrippe haben, während du deine Wehen bekommst (oder, schlimmer noch, mit seiner Familie im Skiurlaub in den Bergen sein), und du musst die Hand eines völlig Fremden an deinen Muttermund lassen. In einer Gemeinschaftspraxis hast du diese Hand wenigstens schon einmal geschüttelt.

Fordere deinen Arzt!

Ärzte können bisweilen so wichtig, so beschäftigt oder einschüchternd erscheinen, dass du sie lieber nicht mit deinen Fragen oder Bedenken belästigen möchtest. Du willst den Arzt vielleicht etwas für dich sehr Wichtiges fragen, hast aber Angst, du könntest seine Zeit verschwenden oder, noch schlimmer, dir blöde dabei vorkommen. Dies gilt für alle Krankheiten, angefangen von chronischen Herzproblemen bis hin zu Fußverformungen, ist bei Schwangerschaften aber besonders problematisch. Die Beziehung einer schwangeren Frau zu ihrem Arzt ist insofern komplizierter, als die Schwangere in den meisten Fällen nicht krank ist. Ihr allgemeiner Gesundheitszustand sowie Wachstum und Entwicklung des Embryos werden überwacht, aber sie ist medizinisch eigentlich nicht behandlungsbedürftig. Das einzige Heilmittel für ihren Zustand ist die Geburt, und diesen spannenden Moment können beide, Arzt und Schwangere, nur geduldig abwarten. Für ihren guten allgemeinen Gesundheitszustand sorgt meist die Schwangere selbst, und da sie grundsätzlich gesund ist, kommt sie sich dumm vor, von ihrem Arzt emotionale Unterstützung oder Bestätigung zu fordern. Nach weit verbreiteter Meinung haben Ärzte die Aufgabe, Leben zu retten, und wir wollen sie von dieser Mission nicht ablenken, wenn wir nicht in Lebensgefahr schweben. Meine Freundin Whitney saß einmal fast zwanzig Stunden bei einer anderen Freundin, um ihr bei ihrer Fehlgeburt beizustehen. Die Freundin hatte diese Tortur schon einmal durchmachen müssen und wollte ihren Arzt nicht belästigen, weil sie wusste, was körperlich mit ihr passieren würde. Sie brauchte vor allem Trost (ein gutes Schmerzmittel wäre wahrscheinlich auch keine schlechte Idee gewesen) und zögerte, die wertvolle Zeit ihres Arztes unnötig in Anspruch zu nehmen.

Ich bin sicher, auch ihr Arzt hätte das für einen großen Fehler gehalten! Alle guten Frauenärzte wissen, dass eine schwangere Frau emotionale Unterstützung braucht, und sollte dein Arzt es nicht wissen, kannst du ihn wie eine heiße Kartoffel fallen lassen. Ich war einmal bei einem Frauenarzt, der mich wegen Unfruchtbarkeit behandelte (und jetzt habe ich vier Kinder, unglaublich!). Eines Tages kam er in das Untersuchungszimmer und fragte: »Wie geht es Ihnen heute?« Ich fing an zu weinen und sagte, dass ich ziemlich frustriert sei. Er machte eine Kehrtwendung, ging zur Tür und sagte über die Schulter: »Ich schicke Ihnen meine Sprechstundenhilfe.« Ich bin nicht nur nicht mehr zu ihm hingegangen, sondern habe ihm auch einen ziemlich deutlichen Brief geschrieben. Außerdem habe ich diesen Arzt mit größtem Vergnügen bei allen meinen Freundinnen schlecht gemacht. Die Hölle kennt kein Erbarmen ...

Ich wäre schon sehr zufrieden, wenn ich dich mit diesem Buch dazu ermutigen könnte, soviel wie möglich von der Beziehung zu deinem Arzt zu profitieren (schließlich bekommt er ja Geld dafür). Glaub mir, es dauert eine Weile, bis man über eine enttäuschende Schwangerschaft hinweggekommen ist. Wenn du dich schlecht vorbereitet fühlst, Angst hast oder dir in irgendeiner Weise vernachlässigt vorkommst, wirst du noch in zwanzig Jahren darüber sprechen. Eine Freundin erzählt heute noch, wie unzulänglich sie sich während der Wehen fühlte. Meiner Meinung nach wäre es die Aufgabe des Arztes gewesen, ihr Selbstvertrauen zu stärken. Für Frauen, die eine möglichst »natürliche« Geburt erleben wollten, kann es sehr belastend sein, wenn sie per Kaiserschnitt entbinden müssen - es sei denn, der Arzt kann sie überzeugen, und es ist eine gemeinsame Entscheidung, dass ein Kaiserschnitt in dieser Situation das Beste ist. Deshalb fordere deinen Arzt, ruf ihn an oder besuche ihn in seiner Praxis, wann immer du das Bedürfnis dazu hast. Ich kann dir bestätigen, dass du nicht neurotischer oder unsicherer bist als wir alle.

Wenn du glaubst, dich in deinen Arzt verliebt zu haben

Die Kombination aus Abhängigkeit und Bewunderung, die du gegenüber deinem Arzt empfindest, kann dazu führen, dass du glaubst, dich in ihn verliebt zu haben. Vielleicht ist das eine Form des Syndroms, das bei Geiselnahmen zu beobachten ist und als Identifikation mit dem Entführer bezeichnet wird - Patty Hearst zum Beispiel verliebte sich in ihren Entführer aus der SLA (Symbionese Libration Army). Dieses Phänomen wird damit erklärt, dass Menschen, die einer Situation völlig hilflos ausgeliefert sind, sich mit demjenigen identifizieren und eine Beziehung beginnen, der sie in diese Lage gebracht hat, weil er die Macht über Leben und Tod hat. Da könnte doch was dran sein, wenn man an die Beziehung zwischen Frauenarzt und schwangerer Frau denkt, besonders wenn sie ihr erstes Kind bekommt.

Ein weiterer Grund für deine Liebesgefühle könnte sein, dass du für jede Art von Aufmerksamkeit dankbar bist und dein Frauenarzt dir diese wenigstens einmal im Monat schenkt. (So einzigartig und besonders deine Schwangerschaft ist, sie verliert langsam an Faszination, und außer dir und deiner Mutter wird sie schließlich kaum noch jemand so wahnsinnig spannend finden. Leider steht dem das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit gegenüber, das bei Schwangeren ungefähr so tief ist wie der Grand Canyon.) Ich sag' es nicht gerne, aber du solltest dich immer wieder einmal daran erinnern: DU HAST DIE SCHWANGERSCHAFT NICHT ERFUNDEN, UND MANCHMAL MUSS MAN DIE LEUTE FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT EBEN BEZAHLEN. Deine Freunde haben ihr eigenes Leben und verlieren dabei von Zeit zu Zeit dein wichtiges Projekt aus den Augen. Selbst dein Mann hat es irgendwann satt, bei jeder Bewegung des Babys deinen Bauch streicheln zu müssen - jedenfalls war das bei meinem so. Dein Arzt wird jedoch bis zum bitteren Ende eifrig um dich bemüht sein, vorausgesetzt, du hast ihn nach den in diesem Buch geschilderten Kriterien ausgewählt. Außerdem wird er oder sie am Schluss der Einzige sein, der dich nicht mit der Frage nervt: »Haben Sie denn Ihr Baby immer noch nicht?«


      



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